Während sich das Gas in einer Kammer des heißen Zylinders (Arbeitszylinders) ausdehnt, wird es gleichzeitig in der anderen Kammer desselben Zylinders ausgestoßen und umgekehrt. Während das Gas in einer Kammer des Kaltzylinders (Kompressionszylinder) komprimiert wird, wird es in der anderen Kammer angesaugt. Am Ende dieser Takte, d. h., nach einer halben Kurbelwellenumdrehung, tauschen die beiden Kammern eines Zylinders ihre Funktion. Der komplette Zyklus mit vier Takten findet somit zweimal während einer vollständigen Kurbelwellenumdrehung in einem Zylinderpaar statt.
Das heiße, expandierte Arbeitsgas erreicht dann den Mantelraum des Regenerators (Gegenstrom-Rekuperator) zum Kühler ➜ durch die Rohre ➜ zu den kalten Kompressionszylindern, wo es auf ihre Einlassseiten verteilt wird, wo es zum Ansaugen in die Zylinder verfügbar ist. Auf diese Weise wird das Gas abgekühlt und verliert an Druck.
Die kalten Druckgasmengen aus den einzelnen Kompressionszylinder werden auf ähnliche Weise in nur einer Rohrleitung, der Hochdruckleitung, zusammengefasst. Die Hochdruckleitung verbindet die Auslassseiten der kalten Kompressionszylinder mit den Einlassseiten der warmen Arbeitszylinder.
Nach dem Ausschieben aus den Kompressionszylindern wird das kalte, komprimierte Arbeitsgas im Rohrleitungssystem zusammengeführt und bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung ➜ vom Rohrraum des Regenerators zum Erhitzer ➜ zu den Rohren ➜ der Arbeitszylinder, wo er an deren Einlassseiten verteilt wird und zur Einspeisung in die Zylinder zur Verfügung steht. Auf diese Weise wird das Gas auf dem Weg zu den Arbeitszylindern erwärmt und sein Druck weiter erhöht.
Im Gegensatz zur Standardmaschine werden die Kompressionszylinder ausschließlich an den Umkehrpunkten der Kolben (Totpunkte) entleert, d.h. nachdem das Gas in der entsprechenden Zylinderkammer vollständig komprimiert wurde. Während des Rückhubs (Einlassphase) wird die Kammer aber kontinuierlich während des gesamten Hubweges gefüllt.
Das diskontinuierliche Befüllen oder Entleeren der Zylinderkammern wird durch kontrolliertes Schließen oder Öffnen der Kammern am Ende des Arbeitszyklus gesteuert. Dies wird erreicht, ohne eine aufwendige Ventilsteuerung einzusetzen. Stattdessen kommt eine neu entwickelte (Frei-)kolbensteuerung ("Umschaltvorrichtung") zum Einsatz, die sich jeweils in den hohlen Kolbenstangen der Zylinder befindet (Details unten erläutert).
Die hier vorgeschlagene (Frei-)kolbensteuerung stellt sicher, daß das Arbeitsgas im Zylinder während der Expansionsphase abgedichtet und von den nachfolgenden Rohrleitungen und vom Regenerator getrennt ist. Gleiches gilt für das Arbeitsgas im Kompressionszylinder während des Kompressionsprozesses. Am Ende dieser Arbeitszyklen öffnet die Umschaltvorrichtung wieder und stellt eine Verbindung zum Regenerator und zu den Rohrleitungssystemen her.
Analog dazu wird nach jedem Kompressionshub dem Hochdruckrohrleitungssystem eine Gasmenge entsprechend dem Volumen einer Zylinderkammer dem Hochdruckrohrleitungssystem zugeführt und gleichzeitig von der heißen Seite in der Nähe der Arbeitszylinder entnommen.
Da ständig Gasmengen aus den Zylindern zugeführt und auf der anderen Seite abgezogen werden, bewegt sich das Arbeitsgas praktisch kontinuierlich durch die Rohre. Auf diese Weise wird ein quasi-kontinuierlicher Fluss durch den Regenerator erzeugt.
Stirling-Anlage mit Darstellung der Strömungswege
Die Neue Stirlingmotor-Technologie verwendet nur einen gemeinsamen Rekuperator für alle Zylinderpaare und zwei Rohrleitungssysteme für alle kalten und heißen Zylinderkammern zusammen.
Möglich wird dies dadurch, daß die Zylinderkammern diskontinuierlich gefüllt und entleert werden und die Verbindungen zwischen Regenerator und Zylinderkammern ständig umgeschaltet werden.
Aus den Zylindern kann während der Expansion und der Kompression kein Gas mehr in die nachfolgenden Rohrleitungen und den Regenerator entweichen, der nunmehr keinen Totraum mehr darstellt und daher nach Bedarf vergrößert werden kann. Das Volumen der Rohrleitungen und des Regenerators / Rekuperators übersteigt daher im Gegensatz zu den klassischen Maschinen das Volumen einer Zylinderkammer bei weitem. Wenn der Regenerator / Rekuperator ausreichend groß ausgeführt wird, benötigt das Gas in einer Zylinderkammer mehrere Arbeitszyklen, um vollständig durch ihn zu strömen.
Auf diese Weise fungiert der Regenerator als Arbeitsgasspeicher, so daß Arbeitsgas in einem geeigneten Zustand auf der kalten und heißen Seite vor den Zylindern permanent verfügbar ist.
Wie im Schema oben gezeigt, ist der Regenerator im Vergleich zu den klassischen Stirlingmotoren sehr groß, er ist bei weitem das grösste Element in der Gesamtanlage. Berechnungen haben gezeigt, daß sein Wirkungsgrad leicht mehr als 95% erreichen kann. In einem großen Regenerator investiertes Geld wird durch einen kleineren Erhitzer, einem kleineren Kühler und vor allem durch einen höheren Wirkungsgrad zurückgewonnen.
Die Umschaltvorrichtung besteht aus einem beweglichen Steuerkolben, der durch seine Position im Inneren der Kolbenstange Strömungskanäle von der Zylinderkammer zum Zentrum der hohlen Kolbenstange entweder öffnet oder blockiert.
Sobald die Kolbenstange einen Totpunkt erreicht, wechselt der Steuerkolben in die jeweils andere Position und die Strömungswege werden umgeschaltet.
Expansion in rechter Zylinderkammer drückt den Kolben nach links.
Expandiertes Gas wird aus der linken Kammer ausgeschoben
1 = Ausströmendes Gas, 2 = Steuerkolben in linker Endlage, 3 = Expandiertes Gas (hier: in linker Zylinderkammer), 4 = offener Auslasskanal, 5 = Expandierendes Gas (hier: in rechter Zylinderkammer), 6 = Kolbenstange
In dieser Position sind die radialen Bohrungen innerhalb der Kolbenstange auf einer Zylinderkammer mit den radialen Bohrungen innerhalb des Steuerkolbens ausgerichtet, wodurch ein Strömungsdurchgang ➜ zum Inneren der Kolbenstange ➜ und weiter zum Niederdruckrohrsystem hergestellt wird. Die jeweils ander Zylinderkammer ist verschlossen.
Beim Erreichen des Totpunktes wird der Ringkanal auf der anderen Seite mit Druck beaufschlagt. Der Steuerkolben verschiebt sich axial in die andere Richtung. Beim Umschalten werden die radialen Bohrungen in Kolbenstange und Steuerkolben gegeneinander verschoben und der andere Auslasskanal wird aktiviert.
Expansionszylinder | Kompressionszylinder | |
---|---|---|
Abmessungen | Kurzer Steuerkolben | Langer Steuerkolben |
Funktion der Axialbohrung im Steuerkolben | Auslasskanal | Einlasskanal |
Hubbeginn am ersten Totpunkt | Steuerkolben wird pneumatisch in der Endlage in Bewegungsrichtung gehalten (durch Druckunterschiede an den beiden Enden) und von der Kolbenstange mitgenommen | Steuerkolben wird mechanisch von der Kolbenstange mitgenommen |
Ab Hubmitte (maximale Geschwindigkeit der Kolbenstange) | Steuerkolben wird zusätzlich durch Trägheitskräfte in Bewegungsrichtung gehalten und liegt in der mechanischen Endlage | Steuerkolben wird pneumatisch in der ursprünglichen Endlage gehalten |
Umschaltvorgang am anderen Totpunkt | Steuerkolben wird pneumatisch in Richtung des beginnenden Rück-Hubes verschoben |
Trägheitskräfte drücken Steuerkolben in die neue Endlage, er wird hierbei durch den vorhandenen Druck in der Ringkammer pneumatisch gebremst: Druckabbau in Ringkammer mechanisches Anhalten in neuer Endlage dann neuer Haltedruck in Ringkammer der gegenüberliegenden Zylinderseite. |
Haltedruck im Ringkanal |
Wirkt kontinuierlich auf den Steuerkolben, nimmt jedoch im Verlauf des Hubs ab. Ab Mitte Kolbenhub ( abnehmende Kolbengeschwindigkeit Trägheitskräfte am Steuerkolben) kein Haltedruck mehr erforderlich. |
Druck ist eingesperrt in Ringkammer, Druckabbau erst am Ende des Hubes durch Überströmkanäle zum Inneren der Kolbenstange |
Im Prinzip ist dies die Realisierung eines Pulsröhrenkühlers in Bauenheit mit dem Kompressionszylinder.
Während der Hübe der Kolbenstange wird der am Steuerkolben montierte Stift innerhalb der Aussparung mitgenommen. Diese Bewegung ist im Wesentlichen ein Hin- und Herwandern entlang zweier langer paralleler gerader Linien (gemäß den beiden Hüben). Kurz vor Erreichen des Totpunktes wird der Stift durch Führen der Hülse zur Seite ausgelenkt und dreht so den Steuerkolben (mitsamt den Strömungsöffnungen) um den Winkel α. Dies entspricht der Drehung des Steuerkolbens in die andere Endposition, so daß die Strömungswege wie oben beschrieben umgeschaltet werden. Während des Rückhubs bewegt sich der Stift entlang der anderen geraden Linie. Insgesamt folgt es einem hystereseähnlichen Weg.
Kann man mit Helium oder Wasserstoff bessere Wirkungsgrade erreichen? Das vorhandene Wissen hierzu basiert auf den nicht-verallgemeinerbaren Erfahrungen der Maschinen für die gängigen kleinen Leistungen. Wasserstoff bietet die günstigsten Eigenschaften aus thermodynamischer Sicht. Da Wasserstoff aber stets eine Explosionsgefahr darstellt, Stahl verspröden lässt und durch viele Materialien hindurch diffundiert, scheidet Wasserstoff hier aus. Die Frage lautet daher: Luft oder Helium als Arbeitsgas?
Dichte |
Spezifische Wärmekapazität cp |
Spezifische Wärmekapazität cv |
|
Luft (trocken) | 1,29 kg/m3 | 1,005 kJ/(kg·K) | 0,72 kJ/(kg·K) |
Helium | 0,179 kg/m3 | 5,193 kJ/(kg·K) | 3,22 kJ/(kg·K) |
Luft ist rund 7 mal schwerer (dichter) als Helium, hat aber nur eine rund 5 mal grössere spezifische Wärmekapazität. Das bedeutet, dass eine Maschine mit einem bestimmten Volumendurchsatz nicht mehr Wärme mit Helium als mit Luft umsetzen kann.
Die Wärmekapazität cv von mehratomigen Gasen wie Luft nimmt bei steigender Temperatur zu, der Isentropenexponent κ (das Verhältnis cp/cv) nimmt dadurch ab. Bei Normaldruck beträgt der Wert für κ bei Helium durchgehend 1,67. Bei Luft nimmt der Wert für κ = 1,4 bei 0°C dagegen zunehmend mit höheren Temperaturen ab und nähert sich bei den für Stirlingmotoren relevanten Temperaturbereichen von rund 800°C an κ = 1,3 an.
Wenn im heissen Zylinder nicht der Idealfall einer isothermen Expansion (p·Vn = const., mit n=1) vorliegt, sondern sich dem isentropen Fall (n=κ) annähert, ergeben sich Wirkungsgradverluste. Hier ist ein kleinerer Wert für κ von Vorteil.
Durch diese Umstände werden die eigentlichen Vorteile von Helium gegenüber Luft wieder teilweise wett gemacht.
Vorteile von Helium:
Nachteile von Helium:
Berechnungen haben gezeigt, dass der Vorteil von Helium gegenüber Luft in Bezug auf die erforderliche Regeneratorgrösse (Gegenstrom-Rohrbündelwärmeübertrager) vor allem bei kleinen Leistungen zum Tragen kommt:
Wenn man die apparative Ausstattung optimieren will, sollte man also durchaus erwägen, Luft als Arbeitsgas und einen grösseren Regenerator zu verwenden. Im Gegenzug kann man auf das zusätzliche Equipment für das Helium-Handling verzichten. Der Vorteil von Helium gegenüber Luft schwindet mit zunehmender Leistung. Dies betrifft insbesonders den angepeilten Leistungsbereich der Neuen Stirlingmotor-Technologie.
Dies kann zum Beispiel eine Ofen- / Brennereinheit sein, die mit Diesel oder Flüssiggas oder Wasserstoff oder etwas anderem Brennbarem betrieben wird. Es ist auch denkbar, daß zur Wärmerückgewinnung und Wirkungsgradverbesserung von industriellen Prozessen dessen Abwärme genutzt wird. Wenn die Neue Stirling Anlage nicht in der Nähe der Wärmequelle installiert werden kann, besteht auch die Möglichkeit, Umluftsysteme zu installieren, die Wärme von heissen Oberflächen aufnimmt und der Stirling-Anlage zuführt.
Die Wärme wird in den Beispielen unten über Heatpipes in eine im Hochdruckrohrsystem installierte Heizung ("Heater") und an die Außenflächen der Expansionszylinder übertragen.
Im pV-Diagramm oben wurden diese Schritte kenntlich gemacht. Die Wärmeabfuhr im Regenerator (Mantelseite) ➁ ➂ entspricht der Wärmezufuhr im Regenerator (Rohrseite) ➃ ➀ in Richtung Arbeitszylinder. Je grösser der Wärmeaustausch im Regenerator ist, desto kleiner sind die verbleibenden zuzuführenden/abzuführenden Wärmemengen im Erhitzer/Kühler. Hieraus ergibt sich direkt das Potenzial zur Leistungs- und Wirkungsgradsteigerung: Die Vergrösserung der im Regenerator übertragenen Wärmemenge verkleinert entweder die erforderliche Grösse des Kühlers oder erhöht die Temperaturdifferenz (und somit den Wirkungsgrad) zwischen der heissen und kalten Seite (Verschiebung der Kurve ➂ ➃ nach unten).
Aus über 100 Beispielberechnungen mit Helium als Arbeitsgas mit einer Maximaltemperatur von 800°C haben sich folgende Ergebnisse herauskristallisiert:
Eine sinnvolle Auslegung des Regenerators führt also dazu, dass Erhitzer und Kühler jeweils eine Temperaturdifferenz von nur ca. 100...150°C ermöglichen müssen. Weitere Wirkungsgradsteigerungen des Regenerators sind zwar theoretisch möglich, würden ihn aber überproportional vergrössern.
Verluste | Verbrennungsmotor | Neuer Stirlingmotor |
Reibungsverluste | bis 15% | bis 5% |
Kühlwasserverluste | bis 25% | bis 15% |
Abgasverluste | bis 35% | bis 10% |
Abstrahlung, Wandwärmeverluste | bis 15% | bis 10% |
Verbrennungsverluste, Ladungswechsel- und Spül­verluste, unvollkommender thermodynamischer Prozess |
bis 40% | bis 15% |
Total: |
ca. 65% (Erfahrungswert) |
ca. 35 ... 55 % |
Rest-Effizienz (1-Total) |
ca. 35% (Erfahrungswert) |
ca. 45 ... 65 % |