Zurück in die Zukunft !

Die stille Verschwendung

Tag für Tag entstehen in Industrie­anlagen, Kraftwerken und Schiffs­antrieben enorme Mengen an Wärme. Doch ein Großteil davon bleibt ungenutzt – er entweicht unbemerkt in die Umgebung. Diese stille Verschwendung ist eines der größten Effizienz­probleme unserer Zeit: wertvolle Energie geht verloren, während gleichzeitig der Bedarf an Strom und klima­freundlichen Lösungen steigt.

  • Über 160.000 GWh industrieller Abwärme verpuffen jährlich in Deutschland – vielfach oberhalb von 500 °C, obwohl sie direkt zur Stromerzeugung nutzbar wäre.
  • Mehr als 9.000 GWh Strom aus erneuerbaren Energien werden jedes Jahr abgeregelt oder zu Negativ­preisen abgegeben – ein Potenzial, das durch Speicherung in Thermo­speichern und Rückverstromung in der Heat2Power-Engine wieder nutzbar gemacht werden kann.

Warum Heissgasmotoren heute?

Die Umwandlung von Wärme in mechanische Arbeit ist ein universelles Prinzip, das seit dem 19. Jahrhundert genutzt wird. Heute gewinnt es neue Bedeutung: Jede beliebige Wärmequelle – ob fossile, regenerative oder industrielle Abwärme – kann als Ausgangs­punkt für Strom­erzeugung dienen. Gerade in Zeiten der Energiewende und Dekarbonisierung ist diese Flexibilität entscheidend.


Zielsetzung und Anwendungsfelder moderner Heat-to-Power-Konzepte

Die klassische Stirlingmotor-Technologie bildet den Ausgangspunkt für eine neue Generation von Wärme-zu-Strom-Systemen. Während traditionelle Stirlingmotoren lange Zeit nur in Nischen eingesetzt wurden, zeigt die Weiterentwicklung zum modernen Heat-to-Power-Konzept, dass sich ihre thermodynamischen Prinzipien heute in ganz neuen Leistungs­bereichen nutzen lassen.

Ziel ist es, im Bereich von 500 kW bis >10.000 kW robuste und effiziente Systeme zu schaffen, die Wärmequellen aller Art in Strom umwandeln können. Besonders geeignet sind diese Konzepte für:

  • Rückverstromung von Überschusswärme aus regenerativer Energie­erzeugung
  • Nutzung von industrieller Abwärme (z. B. Zement-, Glas- und Stahlwerke)
  • Stationäre Stromerzeugung mit Biomasse oder Blockheiz­kraftwerken
  • Schiffsantriebe mit reduziertem Treibstoff­verbrauch und alternativen Kraftstoffen

Damit wird deutlich: Der Stirlingmotor ist nicht Vergangenheit, sondern liefert die Grundlage für die Heat2Power-Engine, die klassische Grenzen überwindet und neue Einsatzfelder erschließt.





Vor- und Nachteile von Stirlingmotoren

Klassische Stirlingmotoren moderner Bauart haben unbestreitbare Vorteile, konnten sich jedoch für die wichtigen Anwendungen nicht durchsetzen, da sie bisher auch system­bezogene, typische Nachteile hatten.

Allgemeine Vorteile klassischer Stirlingmotoren

  • Viele mögliche Energiequellen zur Wärmeerzeugung.
  • Vergleichsweise simple, robuste Konstruktion mit langer Lebensdauer.
  • Die externe Verbrennung erfolgt kontinuierlich. Moderne Brennersysteme führen zu sehr günstigen Abgaswerten.
  • Da sie weder Explosions- noch Abgasgeräusche erzeugen, sind Stirlingmotoren leise.
  • Geringer Schmierölverbrauch.
  • Stirlingmotoren erzeugen bei niedrigen Drehzahlen hohe Drehmomente.

Allgemeine Nachteile klassischer Stirlingmotoren

  • Stirlingmotoren haben ein ungünstiges Leistungs­gewicht, sie werden darum praktisch nur stationär mit konstanter Drehzahl, konstantem Drehmoment oder konstanter Leistung eingesetzt.
  • Effizienz­verlust, weil der reale Prozess deutlich vom idealen Prozess abweicht.
  • Bei klassischen Stirlingmotoren wird die maximale Arbeits­temperatur durch die verwendeten Werkstoffe begrenzt. In der Praxis kann das Arbeitsgas kaum über 800 K erhitzt werden.
  • Kompressions­verlust und begrenzte Regenerator­effizienz.

Manche mögen’s heiß

Heißgasmotoren kamen Anfang des 19. Jahrhunderts auf. Es gab zahlreiche Bauformen. Am bekanntesten ist die der Gebrüder Robert und James Stirling von 1816. Wenn man heute von einem Heissgasmotor redet, so meint man eigentlich den Stirlingmotor. In seinem Patent beschreibt Stirling die Verwendung des Regenerators (Economiser) für einen Luftmotor, der aber auch für andere Anwendungen wie zum Beispiel Öfen etc. zur Kraftstoffeinsparung gedacht war.

Alexander Kirk Rider ist der einzige, der eine erfolgreiche Massenproduktion mit einer Stirling-Heißgasmaschine vom Typ Alfa realisieren konnte. Ab 1870 verkaufte er rund 80.000 Maschinen.

Die praktische Verwendung von Heißluftmotoren war weitgehend auf Anwendungen mit geringem Leistungsbedarf beschränkt. Anfang des 20. Jahrhunderts sind weltweit ca. 250.000 Stirlingmotoren im Einsatz, zum Beispiel als Antrieb für Wasserpumpen und Kleingeräte. Ab den 1920er Jahren verbreiten sich Otto-, Diesel- und Elektromotoren immer weiter und verdrängen diese historischen Stirlingmotoren zunehmend vom Markt.

MItte des 20. Jahrhunderts wurden von verschiedener Seite neue Anläufe unternommen, den Stirlingmotor weiter zu entwickeln. Heutzutage wird er vor allem in BHKW, als Stromerzeuger in privaten Haushalten, in der Raumfahrt und als aussenluft­unabhängiger Antrieb für U-Boote verwendet.

Robert Stirling
Robert Stirling
Stirlingmotor von 1816
Patentzeichnung des Stirlingmotor von 1816
1833-Ericsson-Motor von 1833
Ericsson-Motor von 1833
Charles-Louis-Félix Franchot
Franchot-Motor von 1938
Die Franchot-Heißluft­maschine hat
zwei doppelt­wirkende Zylinder
auf einer Kurbelwelle
Charles-Louis-Félix Franchot
Charles Louis Félix Franchot
Stillman-Motor von 1860
Stillman-Motor
1860
Wilcox-Motor von 1860
Wilcox-Motor
1860
Wilcox-Motor von 1860
Wilcox-Motor
1860
Shaw-Motor von 1862
Shaw-Heißluftmotor von 1860
Die offene Maschine nutzte die expandierte
Luft, um das Feuer zu nähren
Luftexpansionsmaschine von Lehmann von 1867
Luftexpansionsmaschine von Lehmann von 1867
Bis 1878 wurden 1.300 Exemplare in Lizenz gebaut
Roper-Motor von 1869
Roper-Motor
1869
Rider-Motor von 1875
Rider Motor von 1875
Kalter und heisser Bereich sind strikt voneinander getrennt
Rider-Motor von 1875
Rider Motor
1875
Alexander_Kirk_Rider
Alexander Kirk Rider
Robinson-Motor von 1881
Robinson-Heißluftmotor von 1881
Dieser Heißluftmotor aus England verwendet
den Verdränger als Regenerator.

Heat2Power-Engine im Effizienzvergleich

Wirkungsgrade vorhandener Anlagen:
  Tmax
[K]
Tmin
[K]
ηCarnot ηeff
Verbrennungs­motoren 2775 1275 0.54 0.36
Klassische Stirling­maschine 800 400 0.5 0.25
Gas Turbine
("Micro Turbine")
1775 975 0.45 0.3
HD-Dampf-Turbine
600 400 0.60 0.45
Berechnete Wirkungsgrade der Heat2Power-Engine:
  Tmax
[K]
Tmin
[K]
ηCarnot ηeff
Beispiel 1 800 400 0.5 0.3 ....0.4
Beispiel 2 800 350 0.56 0.34 ...0.45
Beispiel 3 850 400 0.53 0.32 ...0.45
Beispiel 4 850 350 0.59 0.35 ...0.5
Beispiel 5 850 280 0.67 0.53 ... 0.57
Beispiel 6 900 400 0.56 0.33 ...0.47
Beispiel 7 900 350 0.61 0.37 ...0.52
Beispiel 8 950 400 0.58 0.35 ...0.49
Beispiel 9 950 350 0.63 0.38 ...0.54
Beispiel 10 1000 350 0.65 0.5 ... 0.55
Beispiel 11 1100 350 0.68 0.55 ... 0.58
Beispiel 12 1100 280 0.75 0.60 ... 0.64
Vergleich Wirkungsgrade
  Wirkungsgrade verschiedener Maschinen­typen 

1=Heat2Power-Engine, 2=Verbrennungsmotor, 3=Gasmotor, 4=Mikrogasturbine, 5=Gasturbine
Mehr technische Details: Erläuterungen zum Wirkungsgrad

Der Carnot-Wirkungsgrad definiert die theoretische Obergrenze für die Umwandlung von Wärme in Arbeit:
ηCarnot = 1 − Tmin / Tmax.

Der effektive Wirkungsgrad (ηeff) liegt darunter, da reale Maschinen unvermeidbare Verluste aufweisen: Reibung, Wärmeabstrahlung, Abgasverluste, Strömungsverluste und begrenzte Regenerator-Effizienz.

Klassische Stirlingmotoren erreichen typischerweise nur etwa 50 % ihres Carnot-Wertes. Die Heat2Power-Engine ist auf einen Gütegrad von 75–85 % ausgelegt und kann so deutlich höhere Wirkungsgrade erzielen.

Die Prinzipien moderner Heat-to-Power-Konzepte

„Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht noch einfacher.“ (A. Einstein)

Die thermodynamischen Prinzipien des Stirlingmotors bilden die Basis, doch moderne Heat-to-Power-Konzepte führen sie konsequent weiter. Durch einfache Mechanik, optimierte Apparatur und adiabatische Prozessführung entsteht die Heat2Power-Engine, die höhere Wirkungsgrade, geringere Verluste und flexible Einsatzmöglichkeiten erschließt.

Der Stirlingmotor bleibt als Begriff präsent; die Heat2Power-Engine greift seine thermodynamischen Prinzipien auf, führt sie konsequent weiter und überwindet die bekannten Grenzen.
Dieses Thema bildet den Kern dieser Webseite und wird auf den folgenden Seiten im Detail erläutert – von den Grundlagen der klassischen Technologie bis hin zu den spezifischen technischen Innovationen.

Die klassische Stirlingmotor-Technologie bildet den Ausgangspunkt, an dem die Heat2Power-Engine ansetzt und ihre Weiterentwicklungen verständlich werden.

[Technik und Thermo­dynamik von Stirling­motoren]

Kontakt + Anfrage zu Lizenzen

  • Dipl. Ing. Thomas Seidenschnur
  • info@heat2power.com